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Shanghai
Shanghai
Aus
meinen Unterlagen, die ich noch besitze kann ich eine genaue Zeitschiene
ableiten wie die Tage von Chongqing bis Shanghai und zurück nach
Peking verlaufen sind.
Das letzte Konzert in Chongqing fand am 25. Oktober statt. Wenn wir am
26. auf dem Jangtsekiang losgefahren sind und vier Tage Flussfahrt absolvierten,
dann müssen wir am 29. gegen Nachmittag, oder Abend in Nanking angelegt
haben.
Meine Sicherheit resultiert aus der Tatsache, dass ich mich an das erste
Frühstück mit "Aal in Öl" (s.o.) genau erinnere.
Speisenkarte vom Hotel in Shanghai
Aus der Speisenkarte des Hotels, die wir bei der Ankunft – 3. November
mit Abendmenü - für die gesamten Tage erhielten, ist ersichtlich,
dass wir bis zum 10. November (Frühstück) in Shanghai waren.
Die Karte, wunderschön gestaltet, beginnt mit dem Abendbrot am 3.
November und allen Menüs bis zum 10. November mit Frühstück.
Das bedeutet, dass wir uns vom 30.Oktober bis 3. November in Nanking aufhielten,
was bei dem Pensum an Sehenswürdigkeiten das wir hinter uns brachten,
verständlich ist.
Das Shanghai-Hotel, hier das Hotelsymbol, lag in der Nähe des Hafens.
Ich wohnte im zwölften Stock, sah auf das riesige Hafengelände
und auf das Meer.
Shanghai-Hotelsymbol
Unterlauf des Jangtsekiang
Typische Dschunke im Großhafen
Fischerboote
Wenn wir glaubten, dass wir schon alle Höhepunkte hinter uns gehabt
hätten, dann überbot Shanghai, 1959 bereits eine Stadt mit 20
Millionen Einwohnern, alles vorher Gesehene!
Insgesamt sechs Konzerte veranstalteten wir in dieser Stadt. Den ersten
Abend dirigierte ich, mit meinem bekannten Programm. Am Schluss des Konzertes
kam ein Herr auf die Bühne und überreichte mir einen Blumenstrauß.
Ich hatte keine Ahnung wer das sein könnte? Djin sagte mir danach,
dass es der Oberbürgermeister von Shanghai persönlich war der
mir den Strauß überreichte und er hätte ihn beauftragt
mir zu sagen, dass er mich zu einer Privataudienz einlädt!
Im Bild links sieht man unseren ersten Konzertmeister Ferdinand Baumbach
und den zweiten, Günther Siering, rechts neben mir .
Alle sechs Konzerte waren geradezu triumphale Erfolge, wobei ich sagen
muss, dass wir in Shanghai das Gefühl hatten, dass hier schon ein
aufgeschlossneres und gebildeteres Publikum die Konzerte besuchte als
in den anderen Orten des mittleren Chinas.
Darin kann man sich täuschen!
Die Lebendigkeit und die Betriebsamkeit der Menschen in Shanghai erschienen
spürbar agiler, moderner und alles wirkte weltoffener.
Dass der Konzertsaal jeden Abend bis auf den letzte Platz gefüllt
war, eine Selbstverständlichkeit.
In meiner Erinnnerung konnten an die 4000 Besucher Platz nehmen.
Privataudienz bei Shanghais Oberbürgermeister
Nach meinem Konzert führte mich Djin einen längeren Gang entlang,
an dessen Ende der Oberbürgermeister stand und auf mich wartete.
Er begrüßte mich und bat mich in einen Salon.
Oberbürgermeister Ke Qingshi
Ihm den Vortritt lassend, kam die typisch chinesische Höflichkeit
zum Vorschein:
Mit leichter Verbeugung zeigte er an ich sollte zu erst eintreten.
Nein, Sie!
Nein!
Ich sollte zu erst voran gehen.
Schließlich betraten wir einen kleinen Salon mit einer exqusiten
Ausstattung. Er stellte sich vor und nannte seinen Namen: Ke Qingshi.
(Von Djin lies ich mir den Namen danach aufschreiben)
Erstaunt war ich, dass er einen eigenen Dolmetscher neben sich sitzen
hatte, da doch mein Djin mit anwesend war. Das sollte sich noch klären!
Abgesehen von dem eleganten Sitzmobilar, standen überall Blumen und
Pflanzen im Zimmer.
Auf dem Tisch: Teekanne, Teetassen und leichtes Gebäck.
Zunächst sprach er über das Konzert und wie es ihm gefallen
hat. Dann sprachen wir über Kunst und Kultur im Allgemeinen, über
deutsche Kunst, chinesische Kunst usw.
Die Politik betreffend, streifte er diese nur am Rand. Ihm war mehr daran
gelegen, mir Shanghai nahe zu bringen und er sprach fast ausschließlich
darüber.
Seine Stadt sei jetzt bereits von 20 Millionen Einwohnern besiedelt, die
Bevölkerungszahl würde ständig expandieren, so dass sie
neue Stadtviertel bauen müssten, um für die Menschen Wohnungen
zu schaffen, damit sie nicht auf der Straße liegen müssen.
Sicher ein sehr ehrgeiziges Projekt!
Dann sprach er vom Hafen! Er sei erstens der größte in China
und zweitens der wichtigste und bedeutendste Umschlagplatz für den
Ex- und Import. Alle Waren aus Übersee werden hier entsprechend verladen
und umgelagert und weiter transportiert.
Seine Aufgabe sei es, den Hafen zu erweitern, ihn zu modernisieren um
Riesenfrachter an die Kais zu bugsieren. International würde sich
der Handel spürbar ausweiten und China profitiere davon.
1959 waren das alles eher noch utopische Vorstellungen, wenn man die heutige
Situation in betracht zieht.
Luxusdampfer, oder Kreuzfahrtschiffe gab es zu dieser Zeit noch nicht!
Dazwischen fragte er mich nach meiner Heimnatstadt Dresden.
Als ich ihm sagte, dass wir gerade mal eine halbe Million Einwohner hätten,
schmunzelte er leicht.
Gegen Ende des Gespräches sagte er noch, dass in Shanghai auch ein
Philharmonisches Orchester existiert, dass sie aber noch nicht die Qualität
besäßen wie die Dresdner Philharmonie und er hoffe, dass dieses
Orchester sich genau so entwickeln könne.
Dazu machte er dann noch ein Kompliment, bedankte sich für das wundervolle
Konzert und für das was er gehört hat.
Das Gespräch dauerte fast über eine Stunde! Der Oberbürgermeister
von Shanghai ist immerhin einer der höchsten Funktionsträger
und Amtsinhaber Chinas. Für mich war das eine große Ehre, dass
ein Mann, der sicher viel Arbeit zu leisten hat, sich die Zeit nimmt,
mit einem deutschen Dirigenten einen Meinungsaustausch zu führen.
Anderen Tages fragte ich Djin: "Sag mal, warum hatte der OB einen
eigenen Dolmetscher?"
Da erfuhr ich das erste Mal was ich bis dahin nicht wusste und mir vorstellen
konnte: Er sagte: "Ein Chinese aus Nord-China spricht ein anderes
chinesisch als der Süd-Chinese! Es kann sein, dass sie sich überhaupt
nicht verstehen."
Das wollte ich fast nicht glauben. Er erklärte mir, dass es in jedem
Kanton, oder Region einen anderen Dialekt gäbe, dass sogar andere
Sprachen gesprochen werden als das gemeinhin bekannte Chinesisch.
Das ist ungefähr so zu verstehen wie bei uns: Ein Oberbayer versteht
wahrscheinlich einen Ostfriesen auch nicht.
Die Repräsentation betreffend muss ich eine kleine nette Geschichte
meines verehrten Chefs Professor Bongartz erzählen.
In welchem Konzertort das war, erinnere ich mich nicht mehr.
Auf jeden Fall kommt Djin eine dreiviertel Stunde vor dem Konzert zu mir
und sagte, es wären zwei hochgestellte Persönlichkeiten gekommen,
die gern mit Professor Bongartz sprechen wollen. Daraufhin sagte ich zu
Djin, warte mal, ich gehe in sein Hotelzimmer und hole ihn.
Dazu muss ich erstmal einfügen, dass jeder Dirigent sich auf seine
Art und Weise auf sein Konzert vorbereitet. Ich gehe also zu seinem Zimmer,
klopfe an, Bongartz ruft: "Herein", ich mache die Tür auf
und sehe meinen Professor ganz gemütlich im Bademantel hinter seinem
Schreibtisch sitzen, eine Havanna-Zigarre im Mund und Patience spielen.
Mehr als überrascht schaue ich auf ihn – ich hatte bis dahin
keine Ahnung wie er sich auf ein Konzert vorbereitet – trage ihm
die Einladung der beiden Herren vor.
Er sagte nur zu mir: (dabei seine Patience weiterspielend) "Geißler,
erledige Du das für mich. Vor dem Konzert will ich meine Ruhe haben!"
Ich musste also einspringen und unsere Institution repräsentieren.
Das wollte ich nur als Beispiel anführen, damit jeder empfinden kann,
was in solchen Momenten auf einen einprasseln kann.
Das Ende eines riesigen Flusses
Natürlich boten uns die chinesischen Freunde auch hier etwas Besonderes.
Wir sollten schauen wo der Jangtsekiang endet??!!
Ein Boot stand zur Verfügung und wir fuhren auf das Chinesische Meer
hinaus.
Hier verschlingt das Meer den längsten chinesischen
"Drachen"
Regelrecht schon auf "hoher See", wie man sagt. An einer bestimmten
Stelle - auf dem Bild in ungefähr zu ahnen - hielt das Schiff und
wir sollten über die Reling schauen. Wo endet er nun? Dazu erklärten
uns die Dolmetscher, dass man das an der Verfärbung sehen könnte.
Der Jangtsekiang, aus dem Himalaja kommend,
mit seiner Länge von über 6000 km, führt durch die Ausschwemmungen
in den oberen Gebieten eine bräunlich, lehmartige Farbgebung mit
sich.
Im Meer sieht man das an dieser gezeigten Stelle in der Form:
innerhalb ca. 20–30 m sinkt die braune Brühe in den Meeresgrund
ab und danach kann man in ein tief blaues, klares Meer schauen. Das erscheint
alles wie ein Märchen, aber dem war nicht so!
Auch hier kann ich das nur so schildern wie ich es erlebte, glauben ist
immer möglich, aber selber sehen ist absolut!
Meeresluft
In den ersten zwei Tagen hatten wir eine Lufttemperatur mit 95% Luftfeuchtigkeit!
Zu Djin sagte ich, ich bleibe in meinem Zimmer und trinke Tee, das ist
nicht zum Aushalten. Zum anderen muss ich wieder einmal meine Partituren
zelebrieren, sonst vergesse ich alles. Die fortwährenden Eindrücke,
die Sehenswürdigkeiten, alles das belastet mit der Zeit die Psyche.
Mein Zimmer war ebenso groß wie in den anderen Hoteles mit einem
Bad – orientalisch! Das zu beschreiben ist kaum machbar. Ca. 3 m
lang und 2 m breit. Mehrere breite Stufen, quasi zum Hineingleiten, oder
um von Stufe zu Stufe schlingernd in die wohlige Wärme abzusinken.
Ein Hochgenuß! Zum Festhalten gab es nichts, man schwamm in dem
Wasser herum wie ein Fisch.
Bei diesem Wetter ist ein erfrischendes Bad zudem ebenso gut. In der Wanne,
(Wanne?) liegend, das Bad genießend, schau ich nach oben.
Da sehe ich in einer herausgebrochenen Kachel und einem fehlenden Baustein
ein ca.15 cm großes Viech hocken. Es sah aus wie ein Skorpion. Wie
von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bad, klammerte den Bademantel
um mich und rief im Flur nach dem Etagenkellner.
Dieser kam erschrocken angerannt. Ich zeigte auf das Bad und darin nach
oben auf das Vieh. Er war selber sehr erschrocken, wusste nicht was er
zuerst machen sollte. Ängstlich wie ich, rief er nach einem Kollegen,
sie besprachen sich und irgendwie, mit einem Tuch, oder einem Eimer, angelten
sie das Tier aus dem Loch. Sie ängstigten sich genau so wie ich.
Selber hatte ich mich schon zurückgezogen und dachte nur, wenn das
ein Skorpion war, oder ähnliches, dann "Gute Nacht" zum
zweiten Mal auf dieser Reise!
Djin wollte alles nicht glauben, schimpfte mit dem Kellner und seiner
Unachtsamkeit. Grübelnd überlegte ich: Wie kann so ein Tier
in die 12. Etage gelangen???
Überraschungen gibt es immer und - wie gesagt – man lernt eben
nie aus!
Der Hotelfriseur
In den ersten Tagen sagte ein Kollege der Philharmonie zu mir: "Herr
Geißler, sie müssen spaßeshalber mal zum Rasieren runter
zum Hotelfriseur gehen. Da erleben sie was Besonderes!"
Neugierig wollte ich natürlich wissen was da los ist. Ich fahre nach
dem Frühstück vom 14. Stockwerk in das Erdgeschoss und trete
in den Salon.
Der Friseur, ebenso wie die Kellner, wenn ein Gast nach dem Essen noch
sitzenbleibt, strahlte über das ganze Gesicht, dass ein Gast zu ihm
kommt.
Im Salon war ich der Einzige. Ich deutete ihm an was ich wollte. Er begriff
sofort, wies mir einen Sessel zu, kippte ihn ein wenig nach hinten, so
dass ich ganz bequem mich dem hingeben konnte was kommen sollte.
Zunächst verschwand er für einen kurzen Moment, dann kommt er
mit einer heißen (erträglichen) Kompresse an und legt sie mir
aufs Gesicht. Ein Eukalyptus-Duft strömte in meine Nase und in alle
Poren. Nicht nur dass dies die Atemwege frei legt, nein, ich hatte das
Gefühl, als würde mein Gehirn sich von allem befreien.
Das dauerte 3–4 Minuten, dann nahm er die Kompresse ab und holte
eine kalte, die ebenso einen Duft ausstrahlte, allerdings anders als die
Erste.
Danach dachte ich, er beginnt mit der Rasur. Weit gefehlt!
Er beklopfte mein Gesicht mit den Händen, dass ich meinte, ich kriege
Ohrfeigen, er machte das aber so geschickt, dass es sehr wohltuend war.
Dann seifte er mich ordentlich ein, nahm das Messer – beim Anblick
desselben dachte ich: "Au weih", wenn das mal gut geht - wetzte
es an einem Lederriemen und fing an zu rasieren.
Meine Sorge war: schafft er das mit dem Messer? Es war nicht sehr scharf!
Würde er mich ohne einen Schmiss in der Backe hinzukriegen rasieren?
Es verlief alles Bestens!
Danach wusch er mit einem Duftwasser das Gesicht und dann begann die nächste
Zeremonie. Nach dem Abwaschen dachte ich nun wäre Schluss, nein,
er holte Kompresse um Kompresse, mal warm, mal kalt und als das zu Ende
war, massierte er meinen gesamten Kopf eine gute viertel Stunde!
Dabei hätte ich einschlafen können so herrlich war diese Massage.
Als er fertig war mit der gesamten Zeremonie wollte ich beim Bezahlen
ihm ein ordentliches Trinkgeld geben, das lehnte er kategorisch ab. Im
Gegenteil, die Chinesen empfinden das, wie die Kellner auch, Trinkgeld
zu geben fast als eine Beleidigung.
Nun kommt aber das tollste, deswegen schilderte ich hier dieses Zwischenspiel:
diese Dreiviertelstunde Behandlung kostete mich 75 Fen! Wenn 1 Yuán
umgerechnet gleich eine D-Mark Wert war, dann zahlte ich quasi 75 Pfennige
für diese Arbeit!
Mit der typischen Verabschiedung, gekreuzte Arme über der Brust,
komplimentierte mich der Friseur zum Salon hinaus. Als sich das bei den
Kollegen herumsprach was einen beim Friseur erwartet, hatte der in den
restlichen Tagen mehr als genug zu tun!
Speise- und Essgewohnheiten – Sitten und Gebräuche
Was ich bis jetzt vergaß zu sagen: über dem 12. Stockwerk gab
es noch ein 14. und ein 15. (ein 13. Stockwerk gibt es international nicht:
Aberglaube?).
In diesen Stockwerken befanden sich mehrere kleine Restaurants. Ein russisches,
französisches, italienisch- und chinesisches Restaurant.
Im Chinesischen wurden wir versorgt, allerdings nach wie vor europäisch.
Auf der Speisenkarte für die gesamten Tage waren allerdings russische,
französische, italienische und andere Speisen angezeigt.
Meine "Nankingschlange" zitierte ich bereits. In Shanghai gab
es u.a.: Seegurke, Seetang, Fischsorten vom Feinsten, Krabben, Langusten,
Hummer, Muscheln.
Ich nenne nur die ausgefallensten Gerichte.
Einmal gab es den berühmten "Irish Stew", dann ein holländisches
Gericht. Unglaublich die Vielfalt und zu bewundern die Kochkünste
der Chinesischen Köche!
Ein Beispiel für die Kochkünste: Internationale
Gerichte
Fischgericht - Haifischflossensuppe
An ein Fischgericht erinnere ich mich besonders, weil mir Djin dazu sagte,
wie der Chinese das isst.
Man servierte uns in einer heißen Pfanne gebratenen "Mandarinfisch"!
Ein Fisch, der ähnlich unseren Schollen zum "Flachfisch"
zählt.
Der Chinese sagt (und das brachte mir Djin bei): "Wenn Du Fisch isst,
dann wende ihn nicht!"
Man nimmt also mit den Essstäbchen vom Kopf her die obere Schicht
Stückweise ab, dann hebt man die Hauptgräte herunter und isst
den anderen Teil. Das war nicht ganz einfach und verlangte schon einiges
Geschick.
Zu einem Menü gab es einmal "Haifischflossensuppe"!
Abgesehen davon, dass ich die Art, wie die Fische beim Schneiden gequält
werden ablehne, konnte ich der Suppe keinen besonderen Geschmack abgewinnen.
Sie ist natürlich nicht zu vergleichen mit den heute in den chinesischen
Restaurants angebotenen. Original zubereitet, war es eine klare Suppe,
die man lediglich geschmacklich wahrnehmen kann. Mit Djin darüber
sprechend meinte er, dass es für die Chinesen eine Delikatesse sei
und besonders gern gegessen wird. Wahrscheinlich sind unsere Geschmacksnerven
durch Salz und Pfeffer schon degeneriert!
Seegurke war auch etwas besonderes, nicht allen Kollegen schmeckte dieses
Gericht. Man könnte sagen, alles was im Wasser schwimmt und am Meeresboden
herumkrabbelt ist für die Chinesen eine Spezialität und wird
mit Vorliebe gegessen!
Über ein paar Dinge muss ich sprechen, die wir so nicht kennen: Suppe
wird grundsätzlich geschlürft! Rülpsen beim Essen normal!
Kein Problem!
Wohltuend hingegen, wenn man etwas mit den Händen isst, kommt der
Kellner sofort mit einer kleinen Schale mit Zitronenwasser und einem Handtuch,
damit man sich die Finger säubern kann.
Lese ich die oben gezeigte Speisenkarte, dann erinnere ich mich an einen
Nachtisch, bei dem Seerosenblüten in einem Gelee eingebettet waren.
Viele Dinge sind unerklärlich und es gäbe noch vieles zu berichten
was für uns ungewöhnlich erscheint.
Unangenehme und abstoßende Sachen lasse ich bewusst aus.
Der Shanghai – Basar, ein beeindruckendes Erlebnis!
An einem meiner freien Tage – Bongartz und ich dirgierten abwechselnd
– fragte mich Djin, ob ich Lust hätte, mir den Basar einmal
anzusehen. Sofort sagte ich zu, denn ich wollte für mich oder meine
Frau irgendein Andenken oder ein Souvenir einkaufen.
Zu Fuss liefen wir zu dem vom Hotel nicht weit entfernten Basar.
Dort angekommen stellte ich zu erst fest, dass alles überdacht war
und überall Lampions, Lampions hingen in jeder Form und Größe,
leuchtend oder einfach nur als Dekoration.
Die Chinesen sind geradezu verliebt in diese Lampenart, die in allen Hotels
und Restaurants hängen.
Enge Gässchen und Gänge verliefen kreuz und quer durch ein Areal,
dass ich dachte: allein wärst du aus diesem Labyrinth nicht wieder
herausgekommen.
Der Basar war ein regelrechtes Stadtviertel für sich. Ich will nicht
übertreiben, aber einen Quadratkilometer groß ist noch geschmeichelt.
Wir wandeln also durch den Basar. Gässchen in denen es nur Obst-
und Gemüsestände gab, dann – alles extra – Stände
mit Gewürzen, Lebensmitteln. Gassen in denen nur Fleisch und Geflügel
angeboten wurde, oder Fisch.
Die "Fisch-Gasse" begeisterte mich besonders.
Dazwischen auch Stände, an denen warme Gerichte aller Art angeboten
wurden.
Da Shanghai am Meer liegt wurde dort alles angeboten was man sich nur
vorstellen kann und was im Meer herumschwimmt. Dabei waren Fischsorten
und Fischarten die ich nicht kannte und auch noch nie gesehen hatte. Im
Detail ist das nicht mehr aufzuzählen.
Wir kamen in eine Gasse, in der es vom Kleinhandwerker – Schuhmacher,
Kunstschmiede, die verschiedene Metalle dengelten, an Nähmaschinen
sitzende Handwerker– alles gab, bis hin zu Schmuckwaren- und Kunsthandwerkerständen,
außerdem Seidenwaren jeder Art.
Da ein Andenken am ehesten an solchen Ständen zu finden ist, schaute
ich äusserst interessiert, ob ich etwas passendes für mich oder
meine Frau finde.
Beim intensiven Hinschauen, sehe ich eine Elfenbeinkugel, etwas größer
als ein Tennisball.
Der mittlere schnitzt Elfenbein, die anderen bemalen
Porzellan
Das Bild nur ein Beispiel mit welcher Ausdauer, Geduld und handwerklichem
Können diese Menschen arbeiten müssen.
Mit Hilfe Djins und den an allen Ständen überaus freundlichen
Händler/innen fragte ich, was es mit der Kugel auf sich hat, denn
ich sah lauter heraus geschnitzte kleine Elefanten, die sich quasi am
Rüssel des anderen jeweils festhielten.
Der Händler erklärte, dass dies eine sehr kostbare Arbeit sei,
denn in der Kugel befänden sich noch 99 kleine, geschnitzte Elefanten!
Zunächst staunte ich darüber, dass so eine Schnitzerei überhaupt
möglich ist, dann, welche Zeit, welcher Fleiß und welcher Aufwand
hinter so einer Arbeit steckt.
Daneben sah ich plötzlich fünf Paar Elfenbeinessstäbchen.
Bei allem was ich betrachtete versuchte der Händler mir übersetzen
zu lassen, um was es sich dabei genau handelt.
Die Stäbchen waren mit kleinen eingravierten schwarzen Tuschzeichnungen
gekennzeichnet. Die Zeichnungen stellten chinesische Landschafen dar,
wobei eine Zeichnungn über zwei Stäbe verlief, so dass man erkannte,
welche Stäbchen zusammen gehören. Es war echtes Elfenbein! Daneben
gibt es auch aus Fischbein-Schnitzereien die oft täuschend ähnlich
aussehen.
Essstäbchen
Genauso faszinierend wie die "Elefantenkugel" schwankte ich
beim Kauf welches der schönen Objekte ich mitnehmen sollte.
Fest stand, dass mir Beides gefiel! Ich musste mich entscheiden.
Über den Preis kann ich ebenso wenig sagen wie über andere Dinge,
das bleibt dann doch nicht im Kopf hängen. Zumindest war es erschwinglich
und ich entschied mich für die Essstäbchen, weil ich dachte,
dass ich sie praktisch verwenden könnte. Da sie so kostbar sind –
echtes Elfenbein! – liegen sie zur Schau in meiner "Chinavitrine"!
Danach kamen wir an einen Stand, dort gab es nur "Fächer"!
Fächer in allen Größen, Formen und Farben. Einen Fächer
mit zu bringen ist auch etwas Besonderes und Schönes.
Ich suchte eine ganze Weile, denn ich wollte keinen kitschigen, oder übergroß
angeberischen kaufen.
Mein Blick geriet auf einen den ich besonders schön und geschmackvoll
fand.
Als der Händler mein Interesse bemerkte, sprach er mich an und meinte,
dies sei ein Sandelholzfächer. Sandelholz? Das hatte ich auch noch
nie gehört und kannte es nicht. Da ich das Motiv der Fächerbemalung
ebenso geschmackvoll fand, kaufte ich diesen. In einer Schachtel übergab
er mir den Fächer, bis heute (nach 50 Jahren), wenn ich diesen Fächer
öffne, duftet er noch genauso wie am ersten Tag!
In einer Gasse gab es fast ausschließlich Gewürze.
Es duftete und roch wundervoll aus allen Ecken.
Dabei gab es auch Stände die vom Aussehen her fast wie Apotheken
aussahen. Bei diesen Gerüchen bleibt jeder schon aus Neugier stehen.
An einem Stand sah ich verschiedene Wurzeln liegen.
Wie ich so schaue sagte Djin zu mir auf eine Wurzel zeigend, dies sei
die teuerste Wurzel der Welt. Ein Kilogramm davon kostet – ich weiß
nicht mehr welche Summe – so viel Geld, da ist Ingwerwurzel ein
billig Produkt, obwohl ebenso begehrt. Es handelte sich um die "Ginseng-Wurzel"!
Heute kennt die jeder, damals wussten wir kaum etwas davon. Er erklärte
mir, dass diese Wurzel eines der wichtigsten Produkte bei der Herstellung
von Medikamenten sei. Für den Mann sei sie potenzfördernd und
außerdem lebensverlängernd!
Was denkt man da und was macht man: für zu Hause wollte ich zumindest,
nicht nur zum Anschauen, sondern zum Ausprobieren ein Stück mitnehmen.
Ich kaufte – vielleicht 100 Gramm – mir ein Stück, was
ich bezahlte ist auch nicht mehr in Erinnerung. Egal: China ist nun einmal
China!
Zufrieden mit allem, mit meinem Einkauf, mit dem Gesehenen, und dankbar
für diesen hochinteressanten, einmaligen Ausflug, kehrten wir leicht
erschöpft ins Hotel zurück
Die Tage vergingen wie im Flug. Am 10. November fuhren wir mit unserem
Zug nach Peking zurück. Die Reiseroute über Tianjin, zweitgrößte
Hafenstadt am chinesischen Meer, in einer Tagestour erledigt. Shanghai,
ein unvergessliches, sehr beeindruckendes Erlebnis!
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