Jangtsekiang


Schifffahrt auf dem Jangtsekiang

Am Jangtsekiang lag an der Anlegestelle ein Luxusdampfer:



Dieser Dampfer wurde unser "zu Hause" für eine Schifffahrt die genauso unvergessen bleibt wie alles vorher geschilderte.

Man bat uns früh, es muss gegen 7 Uhr gewesen sein oder noch früher, uns am Ufer einzufinden. Wir sollten einen Sonnenaufgang bei den "Drei Schluchten" zur rechten Zeit erleben.
Die "Drei Schluchten" können nur wenige Kilometer von Chongqing entfernt sein. Da leider der "Backofen" von China die oben genannte Temperatur von 15°C hatte, der Himmel irgendwie bedeckt, gab es keinen strahlenden Sonnenaufgang. Gleich wie: Das nachstehende Foto ist ein einmaliges, historisches und niemals wieder zu sehendes Dokument!



Die "Drei Schluchten" des Jangtsekiang (Originalfoto 1959)

Alle Philharmoniker hielten ihre Kameras bereit, ich selber filmte die Durchfahrt mit meiner Schmalfilmkamera, denn es war vom Bug aus ein imposanter Anblick diese an den Seiten sich gewaltig auftürmenden Felswände zwischen den engen Schluchten zu sehen.

An der engsten Stelle soll der Fluss nur 95 m breit sein und über 100 m tief.

Der Kapitän ließ uns wissen, dass es sehr gefährlich sei, das Schiff durch die Schluchten zu manövrieren, wegen der Strudel, der reißenden Strömung und den unter Wasser liegenden Felswänden. Er war sicher einer der Erfahrensten, sonst hätte man ihm diese Fahrt nicht anvertraut.

Vor den Felswänden sah ich plötzlich, uns entgegen schwebend, einen großen schneeweißen Ibis. Zum Glück schaffte ich es mit meiner Kamera ihn zu filmen. Das strahlend weiße Gefieder, die wenigen Flügelschläge, ganz in unserer Nähe, an uns vorüber schwebend, ergab einen beeindruckenden, majestätischen Anblick!
Bild "Ibis" aus Film, wenn möglich

In dieser unwirtlichen Natur solche Tiere zu sehen, kann man nur ehrfurchtsvoll in sich aufnehmen. Die Spannweite der Flügel meiner Schätzung nach an die drei Meter.
Für mich, als Städter, der ich das allenfalls im Dresdner Zoo gesehen hatte, ein Tier in freier Wildbahn fliegen zu sehen, ist ebenso einmalig wie alles andere was wir in China erlebten.


Unser Luxusdampfer

Zunächst muss ich zum Luxusdampfer einiges erklären.
Auf dem Vorderschiff, gleich hinter dem Bug, befand sich der Speisesaal für ca. 60 Personen, danach die Kombüse.
Über dem Speisesaal, auf dem zweiten Oberdeck lag die Kommandobrücke, auf welcher der Kapitän mit seinen Offizieren das Schiff manövrierte. Die anderen Decks dienten den Kabinen, Duschräumen, Toiletten usw. Alles sauber, bequem, gut begehbar, eben ein "Luxusdampfer".
Erinnere ich mich recht, dann konnte man auf dem Oberdeck "Sonnenbäder" nehmen, was bei dieser langen Fahrt gut möglich war.

Wie bereits in unserem Sonderzug wurden die Mahlzeiten geteilt eingenommen. Dafür teilte Sick alle Beteiligten in Gruppe 'A' und 'B' ein. Abwechselnd konnte zuerst 'A' Speisen, den anderen Tag 'B'. Das funktionierte bestens, denn bei solchen Reisen ist persönliche Disziplin oberstes Gebot.

Im Bord-Restaurant gab es, genau wie während der Bahnfahrt, europäisches Essen. Exquisite Speisen, äußerst schmackhaft und phantasievoll garniert, allerdings nicht so viele Gänge wie in den Hotels.

Meine Angewohnheit war es, dass ich bis zum Schluss im Restaurant saß. Mit wenig Schlaf auskommend wollte ich diese Fahrt genießen. Als gewohnter Biertrinker gönnte ich mir nach dem Abendessen einige Flaschen "Radeberger", es kann auch "Tsingtao-Bier" gewesen sein. Die Kellner freuten sich immer wenn ein Gast - oder Gäste - sitzen bleiben und in aller Ruhe ihr Bier trinken.
Zum Verdauen (jederzeit die beste Ausrede) dachte ich, könnte man vielleicht einen "Kurzen" trinken. Als der Kellner kam zeigte ich mit zwei Fingern die Größe und mit der typischen Handbewegung an, dass ich gern einen "Kleinen" trinken möchte. So wie ich das sagte strahlte er über das ganze Gesicht. Ich konnte mich nie des Eindrucks erwehren, dass die Chinesen, ob man allein, oder mit Funktionären, oder mit anderen Leuten einen Schnaps trinkt, sie sich besonders freuen. Sie trinken selber sehr gern.
Er brachte eine Flasche, zeigte sie mir und ich lese: "English Brandy"! Donnerwetter dachte ich, die haben ja die besten Dinge mit an Bord. Ich sagte auf Chinesisch, denn das hatten wir schon gelernt: Schi – Tjing! (deutsch: Ja, Bitte)
(Mein Djin hatte mir bereits in Peking von 1 – 10 zählen auf Chinesisch beigebracht und ich konnte das perfekt.)
Mit "Gan bei" und "Ex" schluckte ich den Brandy. Er war vom Feinsten! Allerdings bedachte ich nicht, dass, wenn ein Glas leer getrunken ist, sofort wieder eingegossen wird. Beim zweiten und dritten schlürfte ich dann sehr viel langsamer, am Ende wäre ich "besoffen" gewesen.
Ich erzähle das so genau, damit jeder verstehen kann, was danach passierte!


Über Bord!

Plötzlich schalteten sie in dem Speisesaal das Licht aus! 22 Uhr! Punkt! Schluss!
Der Kapitän brauchte für die Nachtfahrten seine Sicht!
Aus dem Saal herausgehend hangelte ich mich an der Reling entlang zu unserer Kabine, dabei übersah ich einen Boller, rammelte dagegen und wäre bald "über Bord gegangen"!
Tritt man plötzlich vom Hellen ins Dunkle, dann sieht man zunächst nichts! Alles wie "blind" vor den Augen!

Im Bett liegend ärgerte ich mich über meine Unachtsamkeit und meine Dummheit.
(Von frühester Jugend an – ich bin mit 17 Jahren aus dem Haus in die Fremde gegangen – wurde es mein Grundsatz und ich hatte mir das angewöhnt: Komme ich in eine fremde Umgebung, oder ins Ausland, dann musst du besonders wachsam sein und dein Tun und Handeln unter Kontrolle bekommen.)

Dann kamen bei mir Gedanken auf und mir schoss es durch den Kopf: Wäre ich über Bord geflogen, was dann?
Dann hätte ich erst einmal rufen dürfen: "Schiff ahoi!" Und dann?
Mich hätten entweder die Schiffsschrauben zermalmt, oder die Strömung und die Strudel hätten mich in die Tiefe gezogen, oder ich wäre wie ein Stück Holz auf dem Wasser vom reißenden Strom mitgerissen Richtung Shanghai ins Meer getrudelt!!! Vielleicht könnte ich auch ein Ufer erreichen? Und wenn kein Haus weit und breit zu sehen wäre, was dann? Hätte ich mich vielleicht wie "Robinson Crusoe" durch die Wildnis schlagen sollen? Alles das sind verrückte Gedanken die aufkommen mit Wenn und Aber!?!

Frohgemutes saß ich am anderen Morgen mit blauem Knie beim Frühstück, lies mir nichts anmerken, denn die Philharmoniker hätten sicher hämisch gegrinst, wäre das bekannt geworden!

Den Jangtsekiang vergisst man nicht!


Persönliche Gespräche – Kennen lernen – und reichlich Abwechslung

Diese Reise, die uns eher wie eine Urlaubsreise denn einer Konzerttournee vorkam, bot die Gelegenheit, dass sich die Kollegen zwanglos unterhalten und kennenlernen konnten. Gegenüber dem anstrengenden, terminlich eng gebundenen Orchesterdienst in Dresden, schweißte das die Kollegen mehr zusammen. Gleichfalls ergab es die Möglichkeit, sich mit den Dolmetschern zu unterhalten und auszutauschen, was alle näher brachte und sich sehr ersprießlich auswirkte.

Für mich konnte ich mit den Kollegen ebenso ins Gespräch kommen, vor allem aber mit Djin. Als wir die "Drei Schluchten" hinter uns gelassen hatten, verbreitete sich etwas der Strom. Trotzdem fuhren wir links und rechts weiter durch enorme Bergmassive.

An den Berghängen sah ich vereinzelt Häuser gebaut, die bizarr und grotesk auf mich wirkten. Sie waren einfach zwischen Tälern und Vertiefungen gebaut worden und sahen sehr verlassen aus.
Nachdem ich das sah, fragte ich Djin: "Sag` bitte mal, wie kommen die Menschen in ihre Häuser? Ich sehe weder Straßen noch Wege." Er erklärte mir, dass vom Landweg aus die Häuser nicht erreichbar sind, die Gebirge seien sehr unzugänglich. Die Häuser sind nur vom Wasser aus "begeh- und erreichbar"!
Diese Erklärung entzog sich vollkommen meinen Vorstellungen. Bei diesen Bergmassiven, die eine große Strecke entlang sich am Jangtsekiang hinzogen, erschien das verständlich. Kurios dabei, dass die Häuser, individuell gebaut, keine landschaftstypische, einheitliche Bauweise auswiesen. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass uns fortwährend Dschunken in allen Größen und Varianten entgegenkamen, oder wir welche überholten, die den Flussverkehr belebten wie eine Straße.

Für die Chinesen bedeutete das den einzigen Verkehrsweg um von Ort zu Ort zu gelangen. Dafür muss es wahrscheinlich auch eine Art von "Verkehrsregelung" geben, sonst könnte das nicht funktionieren. Wie die sehr unterschiedlich getakelten Dschunken die Windströmungen nutzten, oder ob sie von kleinen Außenbordmotoren angetrieben wurden, konnte ich nicht eruieren. Die Fischer, oder die Menschen auf den Kähnen winkten uns überall fröhlich und begeistert zu, dass wir annahmen, sie wussten welche Leute das Schiff transportiert.

In diesem Moment dachte ich der "Buschfunk" in China klappt besser, als die Lautsprecherübertragungen die man allerorts sah.



Dschunke bereits schon unterhalb des Flusses

Nachdem die Felsmassive abnahmen verbreiterte sich mehr und mehr der Strom. Sandbänke und Gesteinsgeröllhalden ragten mitten aus dem Strom. Vom Kapitän vernahmen wir, dass diese Sand- und Geröllbänke zum Teil wandern und für die Navigation eine Gefahr darstellen, wolle man das Schiff sicher steuern. Die Fahrrinne könne sich dabei auch täglich verändern. Mich wunderte es nicht, dass fortlaufend ein Matrose mit dem Tiefenlog Messungen vornahm und sie per Zuruf an den Kapitän weiter leitete.


Nächtliche Haltepunkte

Nachts bemerkte ich, dass das Schiff mehrere Male am Ufer anlegte. Natürlich wollte ich wissen warum und weshalb. Von unserer Kabine aus trat ich an die Reling, schaute darüber hinweg und sehe wie über eine schwankende Bohle chinesische Arbeiter zentnerschwere Säcke auf dem Rücken rauf und runter schleppten. Es sah geradezu unheimlich aus. Wie in einem gut organisierten Ameisenstaat bewältigten die Männer die Säcke im Laufschritt hin und her über die Bohle.

Der Aufenthalt dauerte höchstens eine halbe bis eine dreiviertel Stunde. Es müssen Tonnen gewesen sein die sie schleppten und bewältigen mussten.
Dabei stellte ich fest, dass der Kapitän, an der Luke stehend, immer auf die Uhr schaute, er musste seine Fahrzeit einhalten und drängte zur schnelleren Arbeit.

Anderen Tages erzählte ich Djin was ich in der Nacht beobachtet hatte. Er erklärte mir, dass sie die Fahrt auch dazu benutzen, um von den unzugänglichen Orten am Ufer Reissäcke, Lebensmittel und andere Waren von einem zum anderen Ort zu transportieren. Einmal sei das in diesem Gelände sehr praktisch, zum anderen rationell und außerdem, wenn der Schiffsrumpf voll beladen ist dient das der Stabilität und des Gewichtsausgleiches des Schiffes während der Fahrt. Zudem würde es nicht so sehr schlingern.

Sicher dachte er, dass ich auf diesem Gebiet ein vollkommener Laie bin, und - damit dachte er richtig! Ich staunte nur einmal! Wir, die wir Mechanisierung, moderne Maschinen und technische Möglichkeiten besaßen um schwere Arbeiten zu erleichtern, können nur mit Hochachtung von diesem arbeitswilligen Volk sprechen, die noch mühselig und körperlich Unmenschliches leisteten.


Deutsche – europäische Literaturgeschichte

Die Gespräche, die während der Fahrt zustande kamen, führten einmal dazu, dass mir Djin von seinen Übersetzungen vom Deutschen ins Chinesische erzählte und dass er einiges was da geschrieben steht sich nicht erklären könne. Nun kommt das, was ich schon oben ankündigte: Mein Schulwissen musste herhalten!

Das erste was er mich fragte war natürlich eine Textstelle aus Goethes "Faust". Er wollte folgendes wissen und sagte: Walpurgisnacht und Hexentanz, das kann er sich alles noch vorstellen und begreifen. Dies sei vergleichbar mit den Festtagen an denen sie ihre Drachentänze und Maskeraden durchführen. Mit dem "Brocken" aber könne er überhaupt nichts anfangen, oder sich vorstellen was das sei, wo das ist und was das Wort bedeutet?

Ich versuchte ihm zu erklären, dass es in Mitteldeutschland kleinere Gebirge gibt, leicht über 1000m hoch und der "Brocken" einer der höchsten Erhebungen eines dieser Gebirge sei. Danach erklärte ich ihm noch, dass es auf dem Brocken ein Plateau gäbe auf dem die Hexen tanzten, und das jedes Jahr in der Walpurgisnacht. Dazu musste ich ihm erklären was die "Walpurgisnacht" bedeutet.

Zufriedenstellend und erleichtert lächelte er mir zu. Meiner Annahme nach wollte er seine Übersetzungen präzis, literaturgerecht und wortgetreu den chinesischen Lesern anbieten, was sicherlich nicht so einfach ist. Ein Vergleich deutscher Literatur, dem Wissen um Europas Geschichte, kann man nicht so ohne weiteres ins asiatische Denken und Empfinden einbeziehen. Dazu sind die abstrakten Denkweisen – wie bereits gesagt – zu unterschiedlich und dazu liegen die literarischen Kenntnisse weit auseinander.


Die griechische Mythologie

Bei der zweiten Frage wurde es noch schlimmer. Er befragte mich nach der Irrfahrt des Odysseus. "Himmel und Hölle" dachte ich, wie soll ich ihm das erklären und beschreiben? Wie soll ich ihm die griechische Mythologie vermitteln?

Er sagte, ihn würden die Irrfahrten interessieren. Wo ist er hingefahren? Wohin hat es ihn verschlagen? Was bedeuten die einzelnen Figuren? Was ist das alles?

Ich versuchte ihm erst einmal aufzuschlüsseln, was für die Europäer die griechische Mythologie bedeutet. Dann versuchte ich ihm einzelne Figuren wie die Zyklonen, Lotophagen, Zirce, Sirenen, Kalypso, Poseidon, die Hydra das Schlangenungeheuer und den Hades einigermaßen zu vermitteln und deutlich zu machen.
Beifügend meinte er, dass er weiß wo Griechenland liegt und dass er die Schriften von Homer kenne, aber wo und wie die Irrfahrten verlaufen sind, das kann er sich überhaupt nicht vorstellen.

Du bist Deutscher, du schipperst auf dem Jangtsekiang und dann fragt dich ein Chinese nach Odysseus Irrfahrten?

Eine Landkarte hatten wir nicht zur Hand. Auf einem Blatt Papier versuchte ich ihm Griechenland, die griechischen Inseln, das Mittelmeer, Italien, Sizilien, bis zur Meerenge von Gibraltar aufzuzeichnen. Bekanntlich gibt es unzählige Deutungen der Irrfahrt. Zwei Beispiele wählend versuchte ich zunächst an Hand von Griechenland und den Inseln die Historie auszulegen, dann die bekannte andere Version mit dem gesamten Mittelmeer.

Zugeben muss ich, dass ich Einzelheiten ihm nicht sagen konnte welche Stationen, oder wo und was da passiert sei und wie genau die Fahrt verlief. Trotzdem gab er sich sehr zufrieden mit meiner Darstellung.


Chinesische Familie

In dieser Zeit befragte ich ihn natürlich auch nach seiner Lebensweise, seiner Familie, wo sie existiert, was sie alles machen, usw. Da gestand er mir, nachdem er mir vieles geschildert hatte, dass er in den ersten Tagen seine Frau einmal zu einer meiner Proben mitgenommen hätte und sie von der Hinterbühne aus hat zuschauen lassen wie ich arbeite und dirigiere.
Er wäre stolz darauf ihr das gezeigt zu haben und sie wäre begeistert gewesen.

Solche Aussagen sind berührend! Umgekehrt sagte ich zu ihm: "Warum hast Du mich nicht einmal mit zu Dir nach Hause genommen"? Das geht nicht sagte er. In China lässt man nicht jeden Fremden oder Unbekannten in sein Haus und in die Familie. Sie würden in einem abgeschlossenen Innenhof leben, mit anderen Familien zusammen, aber auch mit Verwandten und das würde nicht gut angesehen werden. Das wiederum befremdete mich bei der ansonsten herrschenden Gastfreundlichkeit und freundschaftlichen Begegnung mit chinesischen Menschen.


Spiele – verlieren – Dolmetscherinnen

Auf dem Schiff gab es einen Raum in dem jeder Tischtennis spielen oder sich mit Interessierten an Brettspielen erfreuen konnte. Als junger Mensch spielte ich oft und konnte das ganz gut: Tischtennis!

Gegen einige Dolmetscher antretend verlor ich gnadenlos! Ich gewann kein Spiel! Die Geschicklichkeit mit der sie dieses Spiel beherrschten frappierte mich immer.

Meine Eltern brachten mir von frühester Kindheit an "Halma"-Spielen bei. Das konnte ich geradezu perfekt und gekonnt, kannte auch einige raffinierte Spielzüge! Gegen Chinesen "Halma" spielen, da triffst du auf ein Jahrtausend altes, bekanntes Brettspiel, das sie in- und auswendig können. Stolz darauf meine Spielkenntnisse zeigen und anwenden zu können spielte ich mit einigen unserer Dolmetscher. Was soll ich sagen? Ich verlor auch hier gnadenlos Partie um Partie! Gegen einen Chinesen Halma spielen? Keine Chance!

Beim Spielen muss man mit Anstand verlieren können. Die chinesischen Freunde freuten und amüsierten sich diebisch dass sie mich immer wieder schlagen konnten.
Unvergleichliche Erlebnisse!

Bei all diesen Vergnügen standen unsere Dolmetscherinnen nicht abseits, sie wurden voll mit eingebunden. Eine schlossen unsere Kollegen besonders ins Herz, verhätschelten sie nahezu, sie gab sich immer sehr freundlich, lustig und war zum Scherzen ständig aufgelegt.

Auf dem anderen Bild, die rechts Sitzende kannten wir nur mit ernster Mine, wussten nicht ob sie Kummer, Leid oder andere Probleme mit sich herumschleppte.



Unsere Dolmetscherinnen


Immer wieder Pagoden – Tagoden

Während der Flussfahrt zeigte mir Djin an den Ufern einmal links, einmal rechts, Pagoden und Tagoden mit der Bemerkung, das ist die Pagode sowieso, das ist die Tagode sowieso. Nach einigen Tagen schwirrte mir der Kopf bei diesen Erklärungen, denn die Fülle des Gesehenen zu behalten ist unmöglich. Dazu muss ich sagen, dass die Landschaften an denen wir vorbeifuhren nicht nur abwechslungsreich, sondern interessant aussahen ob der verschiedenen Stile und Bauweisen.

Es müsste am dritten Tag gewesen sein, als Djin mir sagte: wir fahren bald unter der neu gebauten Brücke in Wuhan durch. Sie wurde in ihrer gesamten Länge mit über 1600 m erst 1955 fertig gebaut. Der Anblick dieser Brücke über den Jangtsekiang, der hier bereits eine Breite von über einen Kilometer ausmacht, war gewaltig und imposant. In der unteren Etage verlief der Zugverkehr und auf der oberen die Straßenfahrzeuge.





Brücke über den Jangtsekiang

Die Fahrt verlief danach weiter bis Nanking.
In diesem Ort endete unsere Flussfahrt.

Wir wunderten uns, dass wir keine Konzerte in Wuhan und Nanking veranstalteten.
Was wir ebenfalls nicht wussten war, wie die Chinesen unser gesamtes Instrumentarium mit allem Zubehör von Chongqing nach Shanghai transportierten, ob mit unserer Schiffsladung oder auf dem Landweg? Das alles verlief fast geheimnisvoll, aber sicher, unbeschädigt und immer stand alles zur rechten Zeit am Bestimmungsort!

Damit waren 2250 km geschafft!
Unvergleichlich, unvergesslich!